Vom Umgang mit der Schärfe von Chili
Vorbeugungsmaßnahmen
Fälschlicherweise wird oft von den “scharfen Samen” der Chili gesprochen, in
denen reichert sich aber am wenigsten Schärfe an: man mildert diese v.a. durch
das Entfernen der Scheidewände. Bei maximalen Aroma und reduzierter Schärfe
lenkt keine „Sensation“ vom Geschmack der Speisen ab. Wobei die richtige
Schärfedosis das Geschmackserlebnis intensivieren kann, denn der Scharfmacher
Capsaicin reizt nur die wärmeempfindlichen Nerven (sorgt für mehr Durchblutung)
nicht aber die Geschmackszellen. Auch für Chililiebhaber gilt: gehen Sie gnädig
mit ihren Gästen um und würzen Sie lieber am Tisch nach. Gewürzmühle, Hot- Sauce
oder das obligatorische Fläschchen Tabasco bieten sich an. Die Chilidosis sollte
zu Beginn nämlich langsam gesteigert und vielleicht zunächst die unreif
geernteten und daher weniger scharfen grünen Chilis verzehrt werden. Je mehr Sie
davon essen bzw. damit würzen, desto mehr wird sich ihr Gaumen an die Schärfe
gewöhnen und sie genießen.
Der empfindliche Nase- und Augenbereich wie auch die Schleimhäute müssen vor
dem Kontakt mit Capsaicin besonders geschützt werden. Anders als beim Geschmack
findet hier exakt keine Abhärtung statt. Deshalb empfiehlt es sich, während des
Verarbeitens nicht ins Gesicht zu fassen, die Dämpfe nicht einzuatmen und danach
die Hände mit Seife zu waschen oder gleich von Anfang an Latexhandschuhe zu
tragen. Auch das gebrauchte Werkzeug wie Schneidbretter usw. müssen sorgfältig
gespült werden. Die schärferen Sorten gehören kindersicher aufbewahrt. Bei
extrem scharfen Chili, die man nur mit der Pipette dosiert, sollte nicht nur der
Profi als zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen die Augen mit einer Brille vor
Spritzern schützen.
Nachträgliche Entschärfer
Zu scharf geratene Speisen lassen sich durch die Zugabe dessen, was zum
Charakter des jeweiligen Gerichts passt, retten. In der TexMex Küche sind das
z.B. Avocados, Tomaten, Mais, Bohnen, Käse; geschmolzener Käse in Chiligerichten
ist nicht umsonst häufig als Zutat. Bei asiatischer Küche passt z. B.
Kokosmilch, Reis, Nudeln, Banane, Sojaprodukte. Auch können allgemein Kartoffeln
mitgekocht werden und danach- sie haben inzwischen etwas von der Schärfe
absorbiert- wieder entfernt werden; das funktioniert auch bei versalzenen
Gerichten.
“Hilfe, es brennt !”
Wer, wenn der Gaumen Feuer fängt, mit Wasser spült, kühlt zwar zunächst die
Zunge, dann jedoch verteilt sich das wasserunlösliche Capsaicin schön in der
ganzen Mundhöhle. Besser greift man zu Milch, Kefir, (saure) Sahne oder Joghurt,
denn die Milcheiweiße emulgieren mit dem Capsaicin zu Casein, einer
Eiweißverbindung, die in Milchprodukten sowieso vorliegt. Mit ihrer Hilfe lassen
sich auch zu scharf gewürzte Gerichte nachträglich abmildern und gleichzeitig
abbinden. Man kann auch zum Zucker Zuflucht nehmen: ein Löffel Nuß-Nougat-Creme,
Schokoladestücke, Pralinen, oder Bonbons lutschen - alternativ kann sofort zum
Dessert übergegangen werden. Außerdem wird zum Aufsaugen des Brennstoffes
Stärkehaltiges wie z.B. Brot und Tortillas -nebst reichlich Bier- empfohlen. In
China verwendet man weißen Reis als Gaumenbesänftiger, in Vietnam heißen Tee
(!), während die orientalische Abmilderung in Zitronensaft und die der USA in
Sour Cream besteht. Je länger sie sich diese Ersthelfer im Mund zergehen lassen
und je kälter sie sind, umso besser.
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